Der Bauch als Kunstobjekt

Zeitungsbericht von Simone Kuchenbauer vm 27.02.2010

Wortelstetten Tatjana Kratzers Hobby wurde zu ihrer Berufung: Sie verzaubert mit ihrer Kreativität die Bäuche von Schwangeren zu Kunstwerken. Angefangen hat alles vor gut fünf Jahren, als die 31-Jährige selbst mit ihrem ersten Kind schwanger war.

„Ich habe den Wunsch gehabt, das festzuhalten und habe zusammen mit meiner Schwägerin meinen eigenen Bauch bemalt“, erzählt Tatjana Kratzer. Das Motiv war ein Kinderüberraschungsei. Das Foto klebte sie auf die Danksagungen zur Geburt ihrer Tochter. Als die Freundin schwanger wurde, wollte auch diese einen bemalten Bauch, dann die Freundin der Freundin und schon war die Geschäftsidee geboren.

„Jede Frau fotografiert in der Regel ihren Bauch, wenn sie schwanger ist. Warum nicht bunt und lustig bemalt?“, meint Tatjana Kratzer. Sie hat jede Menge Vorlagen mit bunten Motiven. „Oft haben die Frauen aber auch ganz gezielte Wünsche. Jede Frau hat eine ganz persönliche Beziehung zu ihrem Motiv“, sagt die Bauchmalerin. So hat sie auch schon ägyptische Motive gemalt. Gut gefallen hat ihr eine Erdkugel, denn das Motto der Eltern des Bauchbewohners war „Für die Welt bist du irgendjemand. Für uns bist du die Welt!“.

Seit Oktober bietet Tatjana Kratzer ihren Kundinnen außerdem an, einen Gipsabdruck vom Bauch zu machen. Dieser wird danach in mehreren Arbeitsschritten bearbeitet, bemalt und so zu einem einzigartigen Kunstobjekt.

„Später erinnert sich niemand mehr, wie der Bauch eigentlich aussah. Es ist eine einzigartige Zeit, die man festhalten sollte“, meint Tatjana Kratzer. Die Erinnerung sei das Wichtigste, das man in dieser schnelllebigen Zeit noch habe, ist die zweifache Mutter überzeugt.

Beim Bemalen eines Babybauchs - für Tatjana Kratzer „die schönste Malunterlage der Welt“ - gibt es auch schon mal Tritte des Ungeborenen. Dann müsse man kurz warten, damit das Gemälde nicht verwackelt. „Alle, deren Bäuche ich bemalt habe, haben hinterher ein strahlendes Gesicht“, freut sich Tatjana Kratzer.

Stolz auf den Bauch

Eine Mama, die sie bereits zum zweiten Mal glücklich gemacht hat, ist Sylvia Hillenbrand aus Hirschbach. Söhnchen Luca kam Ende November zur Welt. „Bei meinem ersten Kind habe ich nur meinen Bauch bemalen lassen. Das ist etwas Einmaliges. Ich habe das Bild auf meinem Bauch damals am nächsten Tag allen in der Arbeit gezeigt. Man ist stolz auf so einen schönen Bauch“, erzählt die 30-Jährige. Das Bemalen sei ein sehr angenehmes Gefühl.

Bei Luca hat sie beide Angebote genutzt: den bemalten Bauch sowie den Gipsabdruck. „Das war ein komisches aber warmes Gefühl. Und man ist ganz erwartungsvoll, wie das Ergebnis wohl aussieht“, sagt Sylvia Hillenbrand. Nun - elf Wochen nach der Entbindung und mit dem friedlich glucksenden Luca auf dem Arm - kann sie ihre Körperausmaße kaum noch fassen. Der Gipsabdruck soll in Lucas Kinderzimmer einen Ehrenplatz finden.

Inzwischen hat Tatjana Kratzer jede Menge Bäuche mit ihren hautfreundlichen und wasserlöslichen Farben bemalt. „Jeder Bauch ist anders!“, weiß sie. Das Gerücht, dass es bei einem Spitzbauch ein Junge werde, könne sie nicht bestätigen. Einen großen Wunsch hat Tatjana Kratzer trotz der vielen bemalten Bäuche aber dennoch: „Ich würde gern einmal einen Zwillingsbauch bemalen!“

Der ideale Zeitpunkt für das „Bauchgepinsel“ ist übrigens ca. fünf Wochen vor der Entbindung.

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